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Tierisches Insulin - Rückzug eines bewährten Medikamentes

Für Diabetiker mit einer Unverträglichkeit gentechnischer Insuline ist der Rückzug tierischer Insuline mit Risiken verbunden Über 82 Jahre hat sich Rinder- und Schweineinsulin als natürliches Hormon zur Behandlung von insulinpflichtigem Diabetes mellitus bewährt. Anfang der achtziger Jahre wurden die ersten gentechnischen Insuline, Humaninsuline, in Deutschland zugelassen. Die Vermarktung erfolgte über eine füllfederähnliche Spritzhilfe, den Pen, der für tierische Insuline nicht geeignet war. Bereits wenige Monate nach internationalen Zulassungen häuften sich Berichte aus verschiedenen Ländern zu Auffälligkeiten unter der Behandlung mit gentechnischen Insulinen. Sie meldeten unkontrollierte Unterzuckerungen, gestörte und fehlende Unterzuckerungswahrnehmung mit plötzlicher Bewußtlosigkeit, schwankende Blutzuckerwerte, instabile Insulinwirkungskurve bis zur totalen Unverträglichkeit und auffallender Verschlechterung der Diabeteseinstellung.

Ungeachtet dieser alarmierenden Meldungen wurde die Vermarktung seitens der Insulinhersteller forciert, die Anzahl der Neuzulassungen weiter entwickelter Insuline stieg an, obwohl inzwischen auch internationale Meldungen zu Todesfällen durch absolute Unverträglichkeit publiziert wurden. Entgegen den Empfehlungen des von einer Expertengruppe veröffentlichten, internationalen Bellagio Report der Rockefeller Stiftung, wurden Diabetiker zunehmend ausschließlich auf gentechnische Insuline ein- und umgestellt. Durch den Rückgang der Verordnungen war tierisches Insulin für die Pharmakonzerne nicht mehr attraktiv, die Produktionen wurden bis Ende 2001 weitgehend eingestellt.

Für eine nicht unerhebliche Anzahl von Diabetikern mit einer Unverträglichkeit gentechnischer Insuline ist die medikamentöse Versorgung seit dem nicht mehr garantiert. Internationale Organisationen kämpfen fürden Erhalt tierischer Insuline auf dem Weltmarkt. Forderungen nach einer Sicherstellung der Verfügbarkeit tierischer Insuline für mindestens 10% aller insulinpflichtigen Diabetiker sind Gesundheitsbehörden und Insulinherstellern bekannt. Lediglich die australische Regierung hat auf die Situation der Betroffenen reagiert: Sie deklarierte tierisches Insulin zum wichtigen Medikament und macht damit öffentlich, daß es Menschen mit einer Unverträglichkeit synthetischer Insuline gibt. Sie hat die Verantwortung dafür übernommen, diesen Diabetikern tierische Insuline zugänglich zu machen.Während noch immer die von der EMEA geforderten Studien zur Unbedenklichkeit gentechnischer Insuline ausstehen, wird ein lebensnotwendiges Medikament aus wirtschaftlichen und nicht medizinischen Gründen vom vom Markt genommen. Der letzte deutsche Hersteller Berlin Chemie hat Nachzulassung für die von ihm produzierten tierischen Insuline beim BfArM beantragt. Aus der Schweiz können Schweineinsuline von Novo Nordisk und CP Pharma von den Betroffenen importiert werden.

Für PRO TIERISCHES INSULIN Sabine Hancl, 14.07.2004


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